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Ostergelage an der Playa El Cuco


El Salvador 16.4.2019 - 20.4.2019

El Salvador ist 21'040 km2 gross, das ist die Hälfte der Schweiz, und hat 6,4 Mio. Einwohner. Die Landeswährung ist der US-Dollar und die Amtssprache spanisch. Nachbarländer gibt es nur zwei, Guatemala und Honduras, und im Westen stösst es an den Pazifik mit vielen Surfstränden. Überzogen ist das Land von grossen Regenwäldern mit erloschenen Vulkanen, Kaffee- und Bananenplantagen. Mit diversen Kunsthandwerken wie Landschaftsbildern, Töpfereien, Handgewobene Stoffe und Hängematten versucht die Landbevölkerung noch einige Dollars zu verdienen.

Die Grenzübergänge laufen für uns Westler immer undurchsichtig ab. Die wenigsten Grenzbeamten haben eine Uniform oder ein Erkennungsmerkmal und sind von den teuren Grenzhelfern nicht zu unterscheiden. Die abgenommenen Dollars werden vermutlich auch mit den Grenzern geteilt, denn umsonst wird man nicht bevorzugt behandelt. Immer sind unzählige Fotokopien von Pass, Fahrzeugausweis und Führerausweis nötig, alle Angaben werden in mehrere Computer eingegeben, da muss noch ein Stempel auf eine Fotokopie geholt werden und im nächsten Schuppen darf noch die Fahrzeugdesinfizierung bezahlt werden und nichts ist angeschrieben, dass es ein offizielles Zollbüro ist. Ohne Hilfe kommt man da nicht durch, doch das hat immer seinen Preis. Wenn ich am Anfang nach dem Preis frage, werden die Schultern angehoben und gesagt, gib mir dann einfach etwas, am Schluss verlangen sie immer 100 Dollar. Nach langem Verhandeln und Erklärungen, dass nicht mal in der Schweiz in so kurzer Zeit 100 Dollar verdient wird, kann der Preis gedrückt werden. Aus Erfahrung wird man klug. Jetzt kommen fünf 20-Dollarscheine in meine Hosentasche und einer in den Geldbeutel. Wenn ich an einem Schalter etwas bezahlen muss verstecke ich in der Hand einen Dollarschein, ziehe den Geldbeutel und bezahle. Am Schluss wenn die 100 Dollar Forderung kommt ziehe ich auch den Geldbeutel und überreiche den "letzten" 20 Dollarschein dem Grenzhelfer. Mehr habe ich nicht und bekommt er auch nicht. Mit der Freundlichkeit ist es dann meistens vorbei aber der sieht mich ja nie wieder.

Die erste Nacht in El Salvador verbrachte ich bei den Thermen Santa Teresa. Die schöne Anlage im Regenwald ist an einem Vulkanhang gebaut mit vielen Wasserpools und Schlammbecken. Das heisse Wasser kommt vom Vulkan und beträgt im obersten Becken 46°, hier findet man immer Platz. Im zweiten Becken mit 42° wagte ich mich auch hinein und jeder Mutige wird von den zuschauenden Gästen beklatscht. Zur Sicherheit patroulliert  schwer bewaffnetes Militär durch die ganze Anlage. Ab der Dämmerung ertönt ein unglaublicher Lärm aus den Baumkronen. Grillen zirpen drei Monate lang bis auch das letzte Weibchen von einem Männchen gefunden wurde. Am Morgen wurde ich früh von Vogelgezwitscher geweckt und startete dann zur Ruta de las Flores. Dabei besuchte ich die drei Bergdörfer Alaca, Apaneca und Juayua auf einer von Kaffeestauden gesäumten Strasse. Auch als Behausung dienende Wellblechhütten stehen direkt am Strassenrand und kommen ins Wanken bei jeder Sattelschlepper Durchfahrt. In allen drei Dörfern sind die Ostervorbereitungen im Gange und auf den Märkten wird immer etwa das gleiche angeboten. Hier fällt mir aber auf, dass viele Topfpflanzen und Schnittblumen im Angebot stehen. Natürlich probierte ich auch einen Expresso und staunte über die Zubereitung. Die Bohnen werden frisch gemahlen und in ein Chromstahlgefäss gefüllt. In ein zweites Chromstahlgefäss wird mehrmals heisses Wasser eingefüllt, dasselbe in die Tasse. Bei der vierten Füllung wird das Wassergefäss auf das Bohnengefäss gesetzt und in eine Presse gestellt, die leere Tasse kommt darunter. Nun wird von Hand ganz langsam das Wasser durch die Bohnen gepresst und es entsteht ein Expresso mit unglaublicher Schaumkrone. Am Nachmittag erreichte ich in Santa Ana den iOverlander Übernachtungsplatz. Auf dem Parkplatz eines Argentinischen Restaurants kann übernachtet werden. Ich klopfte an die schwere Holztür des Hofes und wurde herzlich empfangen. Ein Argentinischer Traveler ist auch schon hier und die Spaghettis sprudeln auf dem Feuer. Nach dem gemeinsamen Essen zeigt uns das Gastpaar die Stadt bevor das Restaurant für den Abend geöffnet wird. Um halb elf bringen alle mit einem alten Jeep die Küchenhilfe nach Hause. Die Strassen sind leer und Polizei patroulliert, es herrscht wie eine Ausgangssperre. Alleine unterwegs zu sein sei gefährlich darum mussten alle mitfahren. Wir sind wieder gut im Aussenquartier angekommen und nach einem letzten Bier geht es zum Schlafen. Am nächsten Morgen fahre ich nach Salto Malacatiupan, einem Thermalfluss mit Schlucht und Wasserfall für Jumping.  Am Morgen schon dröhnt laute Musik und die Verpflegungsstände werden aufgebaut und eingeheizt. Das Wasser ist recht warm und viele Leute liegen schon in den Pools. Auch die ersten Mutigen absolvieren ihre 15m Sprünge in den grossen Wasserfall. Der kleine Parkplatz ist schnell gefüllt und gerade parkieren ist auch nicht möglich so fahre ich weiter an die Küste. Hier herrscht Hochbetrieb, die Ostertage sollen die Umsatzstärksten sein. In El Tunco fand ich in einem engen Seitengässchen bei einem Hostel einen Übernachtungsplatz für 2 Nächte. Das Dorf ist übervoll von Touristen, aus den Bars und Restaurants ertönt Morgens schon laute Musik und am Strand spielen Livebands Karibische Musik. Bierhostessen verteilen Werbung der jeweiligen Marken und vereinzelte Surfer kämpfen sich mit dem Brett durch die Menge. Am Abend traf ich mehrere Jugendliche aus Guatemala und erkundete mich warum sie nicht in ihrem Land an den Strand fahren. Die Stimmung und Musik sei hier viel besser und die Lokale hätten länger offen war die Begründung. Nach zwei Tagen reichte mir der Rummel und ich startete nach Süden in einen der letzten Küstenorte vor der Grenze. In Playa El Cuco traf ich mitten in den Ballermann. Tausende von Leuten sind am Strand, das Meer ist nicht zu sehen. Musik - lauter geht es nicht und in den Strandrestaurants werden die Hängematten gespannt damit das Bett in der Nähe ist. Ganze Sippschaften beschlagnahmen Tische und Stühle - Essen und Getränke kommen aus der Kühlbox oder vom fliegenden Händler. Das Personal getraut sich nichts zu sagen, über Ostern laufe das immer so. Bis in die frühen Morgenstunden wird gefeiert. Da nun viele am Schlafen sind, hoffe ich auf wenig Verkehr und breche früh los damit ich zwei Grenzen überqueren kann. Auf guter Strasse erreiche ich bald die Grenze zu Honduras. Auch hier das normale Prozedere. Die Transitstrasse nach Nicaragua ist 120 km lang und führt durch gepflegte Landschaft und auf guter Asphaltstrasse nach Süden. In 2 Stunde erreiche ich die Grenze Honduras - Nicaragua.

El Salvador ist eines von zwei Länder weltweit die den Einsatz von Agrochemikalien aus gesundheitlichen Gründen verboten haben. Europa, auch du kannst von den Zentralamerikanischen Staaten lernen.



Nicaragua 20.4.2019 - 25.4.2019

Das grösste Land Zentralamerikas ist Nicaragua mit 129'494 km2, 2 ½ mal so gross wie die Schweiz und nur 6,5 Mil. Einwohner. Im Norden grenzt es an Honduras, im Süden an Costa Rica, im Westen ist der Pazifik und im Osten die Karibik. Die Bevölkerung lebt vorwiegend im Mittel- und Westteil des Landes, hier sind die fruchtbaren Gebiete. Nicaragua nennt sich auch das Land der 1000 Vulkane, davon sind einige noch aktiv. Die Währung nennt sich Cordoba, SFr. 1.00 sind etwa 33 Cordobas, meistens werden auch US-Dollars akzeptiert. Im Sozialistischen Land habe ich die grössten Gegensätze meiner Reise gesehen. Top moderne Strassen zwischen den grossen Städten, Autos und Lastwagen in sehr gutem Zustand, teils neuste Modelle. An der Pazifikküsten über den Surfspots Villen und neue Hotels. In einem Vorort von Managua traf ich auf den besten Walmart meiner Reise und niergends habe ich so viele Leute gesehen die auf der Strasse schlafen. Laut UNO leben 46 % unter der Armutsgrenze. Das ganze Land macht aber einen aufgeräumten und gepflegten Eindruck. Vor sich hin rostende Autos und Lastwagen gibt es nicht, das überall befehlende Amerika könnte auch von Nicaragua etwas lernen.

An der Grenze Honduras - Nicaragua stehen normalerweise hunderte von Trucks und versperren den Grenzübergang. An Ostern war alles leer ausser einigen Bussen. Wer nach Nicaragua will muss sein Gepäck aus dem Bus nehmen und durch den Scaner lasen und die Touristengebühr von $ 12.00 bezahlen. Im Schlepptau eines Grenzhelfers wurde ich an den Buspassagieren vorbei geführt zu einem freien Schalter. Der Beamte und der Grenzhelfer füllten alle Formulare aus und für $ 20.00 wurde auf das Fahrzeugscanen und die Kontrolle verzichtet. Danach wurde ich von einem höheren Grenzbeamten über den Grund der Reise und deren Ziele befragt. Diese Auswertung dauerte dann fast zwei Stunden, entweder war Raul Castro oder Putin nicht gerade erreichbar und so musste ich halt  warten bis ich nach Leon weiter fahren durfte. Hier suchte ich die Feuerwehr auf, wo laut iOverlander sicher übernachtet werden kann und das für 2 Dollars. Der Fahrzeugpark der Feuerwehr besteht aus alten Westfahrzeugen, das Pikettfahrzeug stammt aus Hamburg und drei weitere grosse Fahrzeuge stammen aus Canada und sind immer noch mit den alten Einsatzorten beschriftet. Der Platz ist ein bisschen eng dafür sicher und in der Nacht war es sehr ruhig. Die Stadt mit vielen alten Kolonialbauten und Kirchen ist in einem schlechten Zustand, eigentlich ist alles Renovationsbedürftig. Früchte und Grundnahrungsmittel sind in den Läden erhältlich und jedlichen Ramsch versuchen Strassenhändler noch zu Geld zu machen. Am Abend und frühen Morgen sah ich viele Leute auf der Strasse oder auf Bänken schlafen. Nach einem italienischen Expresso fahre ich auf guter Strasse nach Granada. In der Stadt herrscht ein reges Treiben mit grossem chaotischem Markt, schönen Kirchen und vielen gehobenen Restaurants die sich hinter massiven Holztoren und hohen Mauern verstecken. Das Erscheinungsbild ist sauber und gepflegt mit Pferdekutschen für Stadtrundfahrten und einer Autofreien Strasse zum See. Nach drei Stunden Stadt zog es mich zur Laguna de Apoya. Ein runder Kratersee mit vielen Restaurants und beliebter Badesee. Der See ist wirklich ein Juwel, vom bewaldeten Krater umrundet und mit tiefblauem Wasser konnte ich auch nicht lange einer Abkühlung wiederstehen. Am frühen Abend zog mich nochmals ein aktiver Vulkan an. Der Masaya ist ein launischer Kerl und hat schon mehrmals in jüngster Zeit grosse Schäden angerichtet. Das Magma hat sich im Krater auf 500 m Tiefe zurückgezogen und ich kann somit gefahrenlos auf den Kraterrand fahren und in den Lavatopf schauen. Wenn die Rauchfahne vom Wind über den Besucherplatz geblasen wird darf wegen der giftigen Gase nur 5 Minuten zum Tor der Hölle geschaut werden. Ich hatte Windglück und konnte von Dämmerungsbeginn bis in die dunkle Nacht den plubernden Topf beobachten und fotografieren. Auch dieser Vulkan ist faszinierend und die 5 km lange Anfahrt durch noch frische Lavafelder hinterlässt ein komisches Bauchgefühl.
Die berühmten Surfspots von Nicaragua möchte ich auch noch sehen und so fahre ich am nächsten Morgen zur Playa Maderas über eine Wellblechpiste mit viel Staub erreiche ich diesen schönen Fleck. Eine Bucht mit halbrundem Sandstrand, drei Restaurants und einem Surfshop. Hotels und Camps bringen ihre Gäste auch an diese  traumhafte Bucht, Platz hat aber jeder genügend ob zum schwimmen oder surfen. Kurz nach 06.00 Uhr ist es bereits dunkel und so bleibt mir Zeit zum Text und Fotos für die Hompage vorzubereiten, das Internet funktioniert aber zur Zeit nicht in der Bucht. Gegen Mittag des nächsten Tages fahre ich nach San Juan del Sur und suche eine Wäscherei und einen Internetzugang, die nächsten Stunden sind somit ausgebucht. Für einen Stadtbummel reichte es dann noch bevor ich neben der Touristenpolizei parkierte zum Übernachten. Am nächsten Morgen starte ich Richtung Costa Rica und der Weg führt eine Weile dem Nicaragua See entlang. Wegen Dunst und Nebel ist die Vulkaninsel nicht sichtbar und schon bald ist meine Fahrbahn mit Lkw's blockiert. Über mehrere Kilometer warten sie um nach Costa Rica auszureisen. Auf der Gegenfahrbahn versuche ich an der stehenden Kolonne vorbei zu fahren und dem entgegen kommenden Verkehr auszuweichen. Mit dem Genzhelfer war die Ausreise für mich kein Problem, es wurde nur die Stammnummer des Fahrzeuges überprüft und dann erhielt ich den Ausreisestempel.

Von Nicaragua bin ich Überrascht. Die Leute sind sehr freundlich und es ist das sauberste und gepflegteste Land das ich auf meiner Reise gesehen habe. Es liegt selten Abfall herum, gute Strassen und moderne Autos, die Hecken und Bäume der Strasse entlang sind zurückgeschnitten und ich sehe keinen einzigen alten Rosthaufen vor einem Haus oder neben der Strasse.


Zurückgelegte Strecke seit Reisebeginn 48723 km

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