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Mexicanische Reiterinen am Rodeo in Tequila

Nordwesten, Topolobampo - Copper Canyon - Mazatlan - Durango - Tepic- Sayulita - Tequila - Lago de Chapala    19.11.18 - 12.12.18


Nach 8 Stunden auf der sehr sauberen und gepflegten Fähre sind wir Abends um 21.30 Uhr in Topolabampo angekommen. Da ich im untersten Deck einen Parkplatz zugewiesen bekam und Theo direkt bei der Ausfahrt, musste er 45 Minuten auf mich warten. Den Uebernachtungsplatz hatten wir im Voraus im iOverlander ausgesucht, gegenüber dem Hafen an der Promenade von Topolabampo. Zahlreiche Autos standen mit geöffneten Türen hier und die mexicanische Musik ertönte in voller Stärke. Mehrheitlich junge Leute winkten uns zu und Bier wurde verteilt. Die Polizei fuhr der Strasse entlang und teilte den Leuten etwas mit, als sie das dritte Mal auftauchte verschwanden alle. Zwei Autos kehrten nach einiger Zeit mit frischem Bier zu uns zurück und wir unterhielten uns bis nach Mitternacht. Am nächsten Morgen 20.11.2018 waren alle Spaziergänger festlich gekleidet und Musik ertönte. Bald darauf erfuhren wir, dass der Unabhängigkeitstag gefeiert wird. Ein Festumzug mit mehrheitlich historisch gekleideten Kindern und vielen Tambourengruppen zog durch die Strassen, die Zuschauer waren mehrheitlich mit Tacos essen beschäftig die an mobilen Verkaufsständen feilgeboten wurden. Um die Mittagszeit waren wir in Los Mochos, füllten Wasser und Lebensmittel um dan Tichtung Copper Canoyn weiter zu fahren. Da die Erledigungen sich in die Weite zogen und die Abfahrtszeit sich verzögerte, übernachteten wir im kleinen Dorf Mulanjey auf dem Dorfplatz und wurden von einer grossen Schar Kinder begrüsst und beobachtet. In El Fuerte besuchten wir zuerst den Bahnhof um uns über den Copper Canyon zu informieren. Die Schalter waren geschlossen aber eine Nachbarsfrau lieferte uns die nötigen Angaben und bot ihren Hof als Camping- oder Parkplatz an, was wir dankend zur Kenntnis nahmen. In El Fuerte konnten wir im Hof des Hotels Bugambilias übernachten

und durften die Dusche in einem Zimmer benützen. Theo versuchte über Internet zwei Tickets für den Zug zu kaufen, aber das scheiterte. Am nächsten Morgen parkierte ich mein Wohnmobil bei der netten Dame und um 08.20 Uhr bestiegen wir den Zug ohne Tickets nach Divisadero in der Touristenklasse. Dem Schaffner erklärten wir, dass wir noch Tickets kaufen müssen worauf er meinte, dass Tickets nur an Einheimische verkauft werden aber wir sollen Platz nehmen. Wir genossen die landschaftlich attraktive Fahrt durch die Schlucht, über Brücken und durch Tunnels. Gezogen von drei rauchenden und stinkenden Dieselloks überwanden wir 2000 Höhenmeter in 6 ½ Stunden. Kurz vor der Haltestelle am Scheitelpunkt der Bahnstrecke kam der Schaffner, offerierte uns einen etwas günstigeren Preis für die Tickets, sackte das Geld ein und stieg aus, da das Zugspersonal hier ausgewechselt wird. Zum Glück fragte der neue Schaffner nicht nach den Tickets und der andere lachte sich ins Fäustchen, im November schon den 13. bekommen zu haben. In Divisadero suchten wir ein Hotelzimmer und fanden zu unserer Ueberaschung eine saubere und gepflegte Bungalow Anlage. Der 4er Bungalow mit Abendessen und Frühstück für Fr. 90.00 inklusive geführter Nachmittagswanderung zum Canyon mit Besuch einer Indiosiedlung. Männer waren keine zu sehen, Knaben bettelten nach Geld und die Frauen und Mädchen waren alle am Flechten von Körbchen und sonstigen Behältnissen aus Binsen. Das handwerkliche Geschick ist bewundernswert und alles sieht sehr schön aus aber für unsere Weiterreise ungeeignet. Nach der Rückkehr genossen wir ein gutes mexicanisches  Abendessen und wurden von mexicanischen Gästen ausgefragt, begleitet von Gitarre und Gesang. Mit dem Hotelbus wurden wir am nächsten Morgen zum Canyon gefahren, wo auch ein grosser Vergnügungspark steht und viele Souvenierstände. Leider ist es sehr windig und kalt und bald setzt auch der Regen ein. Gerne wären wir mit der Zipp Line durch den Canyon gesaust, begnügten uns dann aber mit der Luftseilbahn von Garaventa. Der Copper Canyon ist 4 x so gross wie der Grand Canyon in den USA. Die steilen Felswände erreichen eine Höhe von 1200 m und die Bahnstrecke von Los Mochos nach Chihuahua ist 650 km lang, mit 39 Brücken, 86 Tunnels und 2500 Höhenmeter sehr spektaktulär. Der Blick über und in den Canyon ist gewaltig. In den verzweigten und kaum zugänglichen Seitentälern leben noch Indios nach ihrer traditionellen Art. Die Rückfahrt mit dem Zug bei Regen und Nebel machten wir mit einem ordentlichen Tickets in der Einheimischenklasse und waren auch hier über die Sauberkeit und bequemen Wagen überrascht, inklusive Speisewagen und bewaffnetem Begleitpersonal.


Die Off-road-Piste durch den Copper Canyon nach Creel hat uns gereizt und wir haben uns erkundigt ob unsere Fahrzeuge das bewältigen können. Das schlechte Wetter und der angebliche Anbau von Rauschgift in der Gegend liessen unseren Traum platzen. Es ging zurück nach Los Mochis zum Einkaufen. Der Versuch, am Sonntag einen offenen Waschsalon zu finden, ging nicht in Erfüllung. In Guasane zweigten wir zum Pazifik ab und fanden in Las Glorias am Strand einen Platz für 4 Nächte bei einigen jungen Fischern. Strandspaziergänge, Fischausflug in die Mongroven mit ganz kräftigen Bissen, dass die Rollenbremse heiss wurde lies die Tage schnell vergehen. Auf der Weiterfahrt durchquerten wir unendliche landwirtschaftliche Felder. Mit Chemie wird nicht gespart, den etliche Flugzeuge besprühen die Felder und die bekannten Namen der Chemieriesen stehen auf Reklamen und Tankanlagen. In der Stadt Guliacan fanden wir einen Waschsalon und bekamen unsere Wäsche schön zusammengelegt in einem Plastiksack. Jetzt sind wir etwas spät dran, denn um 18.30 Uhr ist es dunkel und auf der Autobahn gibt es keinen Uebernachtungsplatz. Im iOberlander finden wir 130 km südlich die Villa Celeste in San Miguel. Die Autobahnausfahrt ist eine Schotterpiste aber der Camping am Strand kann sich sehen lassen. Theo hat die Grippe erwischt und liegt den ganzen nächsten Tag flach. Bei mir ist Innenreinigung angesagt, schwimmen im Pazific und zum Abendessen hat der Chef einen Grillabend organisiert. Jeder bringt Salat oder eine Beilage mit und das Rindfleisch vom Grill kann für Fr. 2.50 pro Person bis zur Genüge gegessen werden. Am nächsten Mittag zeigt uns der Chef die Zubereitung und das Essen von frischen Crevetten. Unter dem Palmdach beim Strand können wir uns den Bauch mit den Köstlichkeiten vollschlagen, kostenlos. Sowas haben wir noch nie erlebt, wir geniessen es richtig, denn zu 95 % kochen wir selber. Als wir zu unseren Wohnmobilen zurückkehrten lag eine Kokosnuss am Boden. Theo öffnete sie mit der Axt und auch dieser Dessert schmeckte uns. Der nächste Stopp war in Mazatlàn wo wir uns erhoffen, endlich eine Landkarte von Mexico kaufen zu können. Seit meiner Ankunft in Mexico versuche ich es in jedem grösseren Ort, auch mit Hilfe von Taxifahrern und Polizei, leider ohne Erfolg. Mit unseren elektronischen Karten haben wir bis jetzt alles gefunden, aber die Gesamtübersicht fehlt.

 

Es geht weiter auf der alten MEX 40 in zwei Tagen ins nordöstlich gelegene Durango. Die Strasse hat viele Kurven und führt über 2900 m Höhe, wo wir fantastische Aussicht in die tiefen Canyons haben. In tiefen Lagen durchfahren wir Dschungel mit schönen Pflanzen und vielen wild wachsenden Weihnachtssternen. Ab 1500 m treffen wir Nadelwälder an, die sich über unendliche Hügelzüge ausdehnen. Alte, klapprige Lastwagen sind mit Holzstämmen schwer beladen, die El Salto ansteuern wo zahlreiche Sägereien angesiedelt sind. In Durango finden wir im Centrum einen bewachten Parkplatz zum Uebernachten. Beim Spaziergang durch die engen Einbahnstrassen finde ich endlich meine Mexicokarte, leider nicht die neuste und übersichtlichste, aber für Fr. 1.90 brauchbar. Die Läden sind bereits weihnachtlich geschmückt und die Fussgängerzone wird von übergrossen Weihnachtssternblühten geziert.

 

Hier trennen sich vorerst Theos und mein Weg. Theo besucht in Monterrey seine früheren Geschäftspartner und seine Frau Sabine kehrt aus Deutschland zurück, ich fahre nach Süden. Nach längerem suchen und vergleichen fand ich die Strasse MEX 23 als durchgehende Verbindung nach Tuxpan. Sie durchquert die südliche Madre Occidental, eine fantastische, bewaldete Hochwüste mit Höhen über 3000 m und bewohnt von Indios. Die ersten flachen 65 km sind schnell abgefahren, dann die Abzweigung verpasst und zum Glück nach 2,5 km bemerkt. Die erwartete Schotterpiste ist nun asphaltiert. Ueber hunderte von Kurven, vielen Bergrücken und tiefen Canyons erlebe ich eine Landschaft, die ich mir so nicht vorstellen konnte. Unendliche Weiten, tiefste Abgründe, in den Berg gehauene Strasse mit Gefälle und Steigungen die für Europa nicht möglich sind. Die Leute sitzen am Strassenrand, Männer mit weissem Mexicanerhut, Frauen in traditioneller Indiotracht. Unzählige Steinschläge und Erdrutsche verunmöglichen ein zügiges Vorwärtskommen. Nach dem Motto: Solange noch durchgefahren werden kann wird nichts weggeräumt, so fahre ich weite Strecken auf der Gegenfahrbahn. Auch Hochwasser hat einiges weg gespült, dass der Blick in den Fluss nur für Schwindelfreie ist. Meistens endet die noch gute Strasse vor den Dörfern, dann folgt Schotter, Kopfsteinpflaster oder Dreck. Auch die Signalisation durch die engen Gassen lässt zu wünschen übrig. Navi sei Dank, dann stand ich plötzlich vor einer Treppe und lachenden Indios. Nervenkitzel gesucht – Nervenkitzel gefunden. Mit wie wenig diese Leute auskommen und trotzdem lachen und zufrieden sind erlebte ich auf einem Markt. Eine kleine Flasche Cola reicht für die ganze Familie, westliche Kleidung ist alles Secondhand, der Vater reitet auf dem Esel, Mutter und Kinder laufen hinter her. Die Kleider werden im Bach gewaschen. Mais wird von Hand auf kleinen steilen Feldern angebaut, in höheren Lagen gehören noch einige Ziegen und Federvieh dazu, weiter unten im Tal stehen Kühe und Schweine auf der Strasse und hoffen nicht überfahren zu werden. Zwei Tage und 470 km super Erlebnisse und schönste Landschaft die weder vom Grand Canyon noch vom Copper Canyon erreicht werden. Am frühen Abend fand ich in San Blas einen schönen Campingplatz unter Palmen am Pazific. Ich Besuchte die Küstenorte Santa Cruz, Las Varas und Sayulita, das von amerikanischen Touristen völlig eingenommen ist. Die Themperaturen sind um die 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch aber die Sandstrände sind traumhaft und das Leben günstig. Auf der Weiterfahrt führt die Strasse wieder durch den Dschungel in die Berge, an einem Vulkan vorbei und durch ein grosses Lavafeld. In San Pedro Lagunillas fand ich einen schönen Uebernachtungsplatz am See und die Themperaturen auf 1300 m war wieder angenehm. Am nächsten Tag fuhr ich durch zahlreiche Algavenfelder und erreichte vor dem Mittag Tequila. Die Strasse war voll von Leuten und Autos und viele strömten zur Rodeoanlage. Nach kurzer Zeit fand auch ich einen Parkplatz und kaufte für Fr. 3.50 eine Eintrittskarte. Die besten Plätze waren bereits besetzt aber die Mexicaner hatten erbarmen mit mir und ich durfte mich dazwischen setzen. Bier und Tequila flossen in Strömen, die 2 Literflaschen wurden einfach weitergereicht, wer Lust hatte nahm ein Schluck. Ein Student in der Nähe sprach Deutsch und er erklärte mir wie und was abläuft. Die Darbietungen zeugten von grossem Können und das Publikum war begeistert wie schnell ein Rind am Boden war oder wie genau die Lassos geworfen wurden um einem rennenden Pferd die Schlinge um die Beine zu legen. Am Schluss wurde ich eingeladen eine Hazienda zu besuchen und auf dem Weg noch das Abendessen einzunehmen. Die Sattelkammer war voll von Sombreros, Lassos, Hufeisen und weiteren Gebrauchsgegenständen der Cowboys. Die Pferde wurden mir vorgeführt, die Schweine gezeigt und der Tequila probiert. Am nächsten Morgen durfte ich mit dem Campesino eine Tequilabrennerei besuchen und erhielt den ganzen Produktionsablauf erklärt. So konnte ich erfahren, dass die blauen Agaven 12 - 15 % mehr Zucker enthalten und 7 - 10 Jahre wachsen bis sie geerntet werden können. Am gleichen Tag erreichte ich noch den grösste See von Mexico, den Lago de Chapala.

 

 

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